Die EURO-RALLYE TROPHY 1993

Ein Bericht von Bernd Hackmann (1993)

 

Nachdem wir den OPEL ASTRA GSI 16 V Mitte '92 in Eigenregie aufgebaut und nach Testeinsätzen bei der YPER-RALLYE '92 und WISLA-RALLYE '92 noch etwas verbessert hatten, wurde die Saison '93 in Angriff genommen. Die Nennung zur ERT (Euro-Rallye-Trophy) erwies sich im Nachhinein als wahrer Glücksgriff, da zum Ersten ausnahmslos schöne Veranstaltungen auf dem Programm standen und zum Zweiten den Privatfahrern durch die gute Or-ganisation und Betreuung, einiges an Problemen abgenommen wurde. Da 1993 meine erste internationale Saison als erster Fahrer wurde, war ich dafür besonders dankbar. Die Serviceteams waren vor allem von den ERT-Feten sehr angetan.

 

Vor der ersten Veranstaltung, der ARDENNEN-RALLYE in Belgien, stellte sich plötzlich ein neues Problem: Der Beifahrer stand durch berufliche Gründe nicht zur Verfügung. Claudia Grüne wurde kurzfristig für diesen Job gewonnen. In der ersten Nacht wurde mehrmals der falsche Griff in die Reifenkiste getan, was Norbert Mutz am Etappenziel zum Hinweis veranlasste, dass es nur bis zum 10. Platz in der Klasse Punkte für die ERT gäbe. Also hieß die Parole für Samstag "Angriff“. Am Ende hieß es dann: siebter Platz in der Klasse N3 und 40. Platz gesamt.

 

Eine Woche später - ab in die Schweiz zum CRITERIUM JURASSIEN: Wieder mit Claudia auf dem heißen Sitz zeigte das Wetter, was es alles auf Lager hatte. Regen, Nebel und Schneefall ließen das Gebetbuch am Freitag sehr alt aussehen. Nur die Reifenfrage war klar. Regenreifen waren angesagt. Die blieben bis Samstag Mittag drauf und nachdem das Vertrauen zur Beifahrerin und den Reifen hergestellt war, machten sogar die sehr glatten Prüfungen auf den Truppenübungsplätzen viel Spaß. Der 28. Gesamtplatz, Platz sieben in der ERT-Gesamtwertung und ein ASTRA ohne Beulen war der Lohn. Nachdem Claudia Grüne mich gut durch diese zwei Veranstaltungen geleitet hatte, mußte sie leider wegen ihrer Schwangerschaft aussteigen. Ich kann nur sagen: DANKE Claudia!

 

Das Auto ist vom Schlamm der Schweiz durch den guten Service von Bernd Schwarz gereinigt und wieder auf Einsatzzustand gebracht -- die SAARLAND-RALLYE kann kommen. Mir stellt sich wieder das Problem Beifahrer, was sich durch die ganze Saison ziehen soll. Die Lösung: mein Bruder Peter Hackmann, der als Servicemann vorsorglich die '93iger Lizenz erworben hatte, nimmt zu seinem allerersten Einsatz Platz. Etwas mulmig ist mir schon: "Geht das gut"? Es geht gut, sehr gut sogar, so dass wir am Samstag in der Hatz nach den Fabelzeiten eines Horst Rotter etwas übermütig wurden. Zwei kapitale Dreher, allerdings ohne die erwarteten Einschläge in die Karosse, sind das Ergebnis. "Gut reagiert", war der einzige Kommentar meines Bruders. So konnten wir den ASTRA mit einem 10. Klassenplatz im PARC FERME abstellen. Das beste im Saarland nach Meinung des gesamten Teams: Die ERT-Fete in Merzig.

 

Also ab nach Frankreich zur RALLYE DE LORRAINE, eine Nachtveranstaltung. Nach den guten Erfahrungen aus dem Saarland,nimmt wieder mein Bruder Peter auf dem Beifahrersitz Platz. Er soll ja Erfahrung sammeln, allerdings kann er erst kurz vor der technischen Abnahme anreisen, also kein Training für ihn. Dies wird mit Ute Haase, der Frau eines befreundeten Servicemannes absolviert. Ihre Sache macht sie trotz der schlaflosen Nacht (Anreise) sehr gut. Die nächste Beifahrerin ist an den Rallye-Sport herangeführt. Die fehlenden Streckenkenntnisse des Ko's, die Nacht, die Regenschauern und die viel zu schnellen CITROEN ZX fordern ihren Zoll. Wir sind viel zu langsam, können aber den siebten Platz in der ERT-Gesamtwertung verteidigen. Da der Arbeitgeber meines Bruders Peter ihm für die nächste Veranstaltung keinen Urlaub gewährte, muss auch er aussteigen. Auch ihm ein herzliches Dankeschön!

 

RALLYE DE WALLONIE: Da ist es wieder; mein Problem "Beifahrer". Nach Vermittlung von Horst Müller nimmt Susanne Heiler als Ko-Fahrerin Platz. Die internationale Erfahrung von Susanne ist zu spüren, so sagt sie die Veranstaltung gut und schnell an. In der ersten Nacht putschen wir uns vor den Prüfungen mit Cola und vor allem mit Musik auf. Das noch eingebaute Radio hat es Susanne angetan und nach den Rhythmen von "Dirty Dancing" kommen die Lebensgeister wieder. So aufgeweckt nehmen wir die vorletzte Prüfung unter die Slicks. "Wir wollen doch mal sehen, was mit 150 PS und den präzisen Angaben der Ko-Fahrerin geht". ERT-Bestzeit und nur eine Sekunde langsamer als die Klassenbesten lassen uns jubeln. Nach dieser Prüfung der gute Rat von Susanne, es in der letzten Prüfung etwas langsamer angehen zu lassen, beherzige ich. Sechs Punkte in der Klasse und ein Punkt aus der ERT-Tageswertung gehen auf das Konto der ERT-Wertung. Der Beifahrerverschleiß geht weiter! Danke an Susanne für diese schöne Veranstaltung!

 

Die RALLYE ALSACE-VOSGES kann mit meinem Stammbeifahrer Peter Buys in Angriff genommen werden. Nach einem sehr guten Abendessen im Rahmen der ERT-Feten gehen wir am nächsten Tag an den Start. Alles verläuft sehr gut bis zur WP 16. Mit 22 anderen Teams ereilt mich das gleiche Schicksal in der Links 2. Zwei Plattfuße vorne und hinten links, aber nur ein Ersatzreifen. Dieser wird allerdings in einer Spitzkehre von den Zuschauern montiert, bevor wir aussteigen können. Sie hatten ja schon genug Übung, so dass das ganze in Rekordzeit geschah. Der zweite Plattfuß ließ die Prüfungszeit allerdings so lang werden, dass sie nicht mehr aufgeholt werden konnte. Abrutsch auf Platz neun in der ERT-Gesamtwertung nach sechs Veranstaltungen!

8. bis 11.07.93. RALLYE DEUTSCHLAND beginnt, wie schon so oft, mit der ERT-Fete. Im Schwimmbad von Koblenz trauen sich sogar einige Teams nackt zu schwimmen. Darunter auch mein Beifahrer Peter Buys und Servicemann Bernd Schwarz. Mir ist zu kalt, so bleibe ich beim Bier. Der erste Tag auf dem Nürburgring verläuft ohne Probleme. Der zweite Tag bei 30 °C in den Weinbergen der Mosel geht an die Substanz. Auch die Bremsen machen schlapp, können aber durch Wechsel der Bremsflüssigkeit wieder zum Leben erweckt werden. So kann der letzte Tag mit seinen Prüfungen rund um den Nürburgring in Angriff genommen werden. Unser Club-Kamerad Pawel Noakowski liegt zu diesem Zeitpunkt in der Rallye-Gesamtwertung vor uns und startet auch direkt vor uns. So gibt es für die beiden Teams scheinbar nur noch zwei Teilnehmer. Ein heißer Kampf um die Zeiten entfacht. Im Ziel bleiben für Pawel noch 13 Sekunden Vorsprung. Für zwei Teilnehmer der ERT war unsere Gangart allerdings zu schnell, so dass wir uns noch auf den sechsten Platz der ERT-Tageswertung schießen konnten. In der ERT-Gesamtwertung verbesserten wir uns dadurch wieder auf den siebten Platz nach sieben Veranstaltungen. Durch den geringen Punkteabstand bis hin zum dritten Platz, sollte in Polen noch einiges bewegt werden.

 

Zur WISLA-RALLYE war der Beifahrer schnell gefunden. Mit Miroslaw Knapik stieg der gleiche Mann ein, der mich auch in den beiden Jahren zuvor begleitet hatte. Da aus Katowice stammend, also nur 60 Kilometer von Wisla entfernt, hatte er schon alle Aufschriebe fertig, so dass sofort richtig trainiert werden konnte. Es blieb auch noch genug Zeit, um etwas Urlaub zu machen und auch den Wodka ausgiebig zu probieren. Auf den WP's lief es wie in den beiden letzten Jahren sehr gut, so dass die Veranstaltung mit dem 12. Gesamt- und vierten Klassenplatz beendet wurde. In der ERT-Gesamtwertung verbesserte ich mich dadurch noch auf Platz fünf, woran auch die gebrochene Motoraufhängung auf den letzten 5 WP's nichts änderte. Das gesteckte Ziel für die Rallyesaison 1993, das Auto nicht zu beschädigen und unter den Top Ten zu landen, ist für mich damit vollauf erfüllt.

 

ERT 1994 - wir sehen uns wieder!!!

   
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